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Merkwürdigkeiten des Auges.

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    Das Auge ist ein Meisterstück des Schöpfers. [...] Es ist unmöglich, daß man ein Gottesläugner sein kann, wenn man den Bau und die Einrichtung eines Auges genau untersuchet. Die größte Zierde an Menschen und Thieren ist das Auge.

    Sehen heißt eine Empfindung der Seele, von einem im Auge formierten Bilde. [...] Wenn also etwas gesehen wird, so gehet im Auge eine gewisse Veränderung vor, und dieser muß sich die Seele bewußt seyn. Sich selbst von einem anderen Gegenstand unterscheiden, pflegt man Bewußtsein zu nennen.

    Wenn die Seele eine Vorstellung haben soll, so müssen gewisse Nerven in Bewegung gesetzet, oder gereizet werden. Sobald der Nervensaft erschüttert wird, entstehet die Empfindung. Werden die Schwingungen des Nervensafts zu stark, so wird die Empfindung unangenehm. Dies ist der Grund aller unangenehmen Empfindungen. Daher sagen wir, die hochrothe Farbe blendet und thut dem Auge wehe, weil sie eine allzustarke Erschütterung in demselben hervor bringt. [...]

 

    [...] Da es nun im Auge sowohl angenehme als unangenehme Empfindungen gibt, so muß im Auge selbst ein Nerve vorhanden seyn. Bei genauer Untersuchung der Augen findet man nicht nur diesen Nerven; sondern man entdeket zugleich, daß ein Auge aus solchen Stücken bestehet:

1)  Es gibt in demselben Häute, die bilden gewisse Höhlungen im Auge;

2)  Feuchtigkeiten, mit diesen sind die Höhlungen angefüllt;

3)  Einen ganz besonderen linsenförmigen Körper, dieser ist durchsichtig. [...]

aus Unterhaltungen über verschiedene Gegenstände aus physikalischen Wissenschaften.

Johann Sebastian Horrer, Leipzig 1781.

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